Christenverhöhnung
als Volkssport: Blasphemie wird nicht durch Meinungsfreiheit
gedeckt
„Wir
Christen sind zu lasch und zu tolerant"
Die feindselige Stimmung gegen
Christentum und Kirche nimmt zu, vor allem seitens der
Fernsehanstalten, aber auch im Bereich von Kunst und
Kabarett.
Der Papst-Besuch in
Deutschland wurde von vielen Medien erwartungsgemäß
miesgeredet, wobei sich besonders der Hessische Rotfunk
hervortat. Passend zu den Berliner Protesten linker und
homosexueller Gruppen brachte dieser ein „Satire"-Stück mit
„Hetze primitivster Art", wie es in einer Beschwerde des
Limburger, Bischofs ´Paul Kamphaus`, an den Intendanten des
Senders heißt.
In dem Machwerk wurden Kreuz
und Altarsakrament übel verspottet und „die katholische
Kirche praktisch als Verbrechersyndikat hingestellt", so der
keineswegs als konservativ geltende Limburger Oberhirte.
Die TV-Polemik, die unter dem
Titel „Wotan gegen Wojtyla" am 25. Juni ausgestrahlt wurde,
befaßte sich mit ihrem liebsten Haßobjekt: katholische
Kirche und Papst. Auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung
bezeichnete das Schmierenstück als „Kirchenverhöhnung".
Meinungsfreiheit ist für die Demokratie nicht nur eine Zier,
sondern substanziell.
Beleidigungsfreiheit und
Hetzkampagnen gegen alles, was Christen heilig ist,
widersprechen aber nicht nur dem guten Geschmack, sondern
treten Toleranz und Fairneß mit Füßen.
Friedrich der Große, Preußens
aufgeklärter Monarch, schrieb kurz vor seinem Tod an den
Spötter Voltaire:
„Die Toleranz muß jedem
Bürger die Freiheit lassen, zu glauben, was er will.
Aber sie darf nicht soweit gehn, daß sie die Frechheit
und Zügellosigkeit junger Hitzköpfe gutheißt, die
etwas vom Volk Verehrtes dreist beschimpft. " |
Leider wehren sich Christen zu wenig gegen feindselige und
gotteslästerliche Attacken. Fehlt es ihnen an
Selbstbewußtsein —von Sendungsbewußtsein ganz zu schweigen?
Mit Recht hat Kurt Morneweg,
Direktor des Mitteldeutschen Rundfunks in Thüringen beklagt,
daß Christen „zu lasch und tolerant" auf Verunglimpfungen
ihres Glaubens reagieren.
„Wir Christen sind solche
Rindviecher, daß wir uns das gefallen lassen!", erklärte der
Rundfunkmann in einer Rede, die sich kritisch mit dem
Kruzifix-Urteil befaßte. Wenigstens dieser fatale Spruch aus
Karlsruhe sorgte für Proteste empörter Christen, aber auch
für Kritik seitens vernünftiger Zeitgenossen, die wissen,
daß die deutsche und europäische Kultur ohne christliche
Werte und Mäßstäbe undenkbar ist.
Wer das Christentum angreift,
vergreift sich auch zugleich an den geistigen Fundamenten
unseres Gemeinwesens.
Ein Staat ohne ethische und
metaphysische Verankerung verliert über kurz oder lang seine
Legitimation. Die Väter des Grundgesetzes haben dies
beachtet, als sie in der Präambel die „Verantwortung vor
Gott" betonten.
Wer sich hierzulande kirchenfeindlich oder blasphemisch
gebärdet, kann mit wohlwollendem Interesse der
Sensationsblätter und Fernsehanstalten rechnen. Der
Westdeutsche Rundfunk bewies dies am 19. Juli wieder auf
seine Art: der provozierende Auftritt von zwei Nackten auf
dem Hauptaltar des Kölner Doms flimmerte in allen
nordrhein-westfälischen Programmen über die Mattscheibe.
Daraufhin empörte sich Prälat Läufer in der Kölner
Kirchenzeitung, der Dom sei als „Tollhaus" mißbraucht und
die „unsägliche Liste der Verhöhnungen von Katholiken" um
ein weiteres frivoles Beispiel erweitert worden. Hoffentlich
finde sich kein Richter, so der Chefredakteur des
Bistumsblattes, der das widerliche Spektakel als
„Kunstaktion" einstufe.
Noch unverfrorener, weil von
gewalttätiger Mentalität, waren die Krawalle gegen
Erzbischof Johannes Dyba, und die katholischen CV-Studenten
Anfang Juni in Marburg. Zynische Sprechchöre gegen den
Fuldaer Oberhirten (z.B.:„Dyba, fahr zur Hölle!"): und
tätliche Angriffe gegen junge Gottesdienstbesucher führten
weder zu öffentlicher „Betroffenheit" hierfür zuständiger
Gutmenschen noch zu Lichterketten oder gar empörten
TV-Berichten.
Gibt es also
Beleidigungsfreiheit in unserem Land, wenn gläubige Christen
attackiert werden?
Hat ein als konservativ
geltender Bischof keinen Anspruch auf Toleranz?
Sachkritik ist jedem
unbenommen. Doch Haß zerstört den inneren Frieden;
Diffamierung ist kein Ersatz für Argumente; Blasphemie ist
einer Kulturnation unwürdig.
In seinem beachtlichen Artikel „Tabubruch Blasphemie"
brachte Rainer Zitelmann in der Zeitung "Die Welt" die Sache
auf den Punkt:
„Niemandem in
Deutschland würde es einfallen, andere Religionen —
zum Beispiel das Judentum oder den Islam —
in ähnlicher Weise zu
diffamieren, weil man weiß, daß solche Tabubrüche
gesellschaftlich sofort sanktioniert würden." |
Wie lange wird es dauern, so
fragt man sich, bis auch die Toleranz gegenüber der
christlichen Mehrheit zur gesellschaftlichen
Selbstverständlichkeit wird?
(Dieser erstklassige Beitrag
stammt von Günter Stiff(†) und wurde im August 1996
veröffentlicht. Günter Stiff war Gründer und Herausgeber der
katholischen Jugendzeitschrift „Komm mit" und des
gleichnamigen Kalenders.) |