Die SPD will Werbung für Abtreibung
legalisieren – und die CDU nickt beifällig dazu
Die vierte Amtszeit von
Kanzlerin Angela Merkel beginnt mit einem handfesten Debakel. Kaum, daß
sich die große Koalition fest im Regierungssattel glaubte, fing der
Parteischimmel an zu scheuen. Ausgerechnet bei den Themen Abtreibung und
Lebensschutz ist die CDU/ CSU-Bundestagsfraktion knapp an einem
politischen Desaster vorbeigeschrammt. Die Chronik eines ungeheuerlichen
Koalitionstheaters:
Laut Berichten des stets gut
informierten Welt-Korrespondenten Robin Alexander entbrannte kurz vor der
offiziellen Unterzeichnung des Koalitionsvertrags zwischen CDU/ CSU und
SPD ein Machtkampf.
Begonnen hatte er damit, daß bereits vor Weihnachten 2017 fünf
SPD-geführte Bundesländer – Berlin, Thüringen, Hamburg, Bremen und
Brandenburg – einen Gesetzesantrag im Bundesrat eingebrachten mit dem
Ziel, das Werbeverbot für Abtreibung nach Paragraf 219a aus dem
Strafgesetzbuch zu streichen. In den Sondierungsgesprächen, die die SPD
anschließend mit Parteivertretern von FDP, Linke und Grünen führte, müssen
die Parteien das Potential des Themas für den Bundestag erkannt haben.
In der Woche des 8. März, dem
internationalen Frauentag, ließ die SPD-Spitze die Bombe platzen. Deren
Bundestagsfraktion gab bekannt, daß die Partei nunmehr einen
Gesetzesantrag im Bundestag eingebracht hatte, um den Paragraf 219a zu
kippen.
Ärzten sollte erlaubt sein, für die Dienstleistung Abtreibung ebenso
werben zu können wie beispielsweise für die Entfernung der Weisheitszähne
oder für das Einsetzen eines künstlichen Hüftgelenks. Gleich in den ersten
Abstimmungen nach der Kanzlerwahl sollten die Parlamentarier über die
Streichung des Werbeverbots ihr Votum abgeben.
Die Rede war sogar davon, die Abgeordneten vom Fraktionszwang zu entbinden
und sie nach Gewissen abstimmen lassen. Den Trick hatte die SPD letztes
Jahr immerhin bei der Kanzlerin selbst gelernt, die kurz vor Beginn des
Wahlkampfs über die „Ehe für alle“ abstimmen ließ.
Die Absicht war klar:
Merkel wollte das Thema vom Tisch haben, um bei der späteren
Koalitionsverhandlung mit Grünen und FDP einen wichtigen Streitpunkt
umschiffen zu können. Besonders die Grünen – wie auch die SPD – hatten
zuvor erkennen lassen, daß es bei der „Ehe für alle“ für sie nur wenig bis
gar kein Verhandlungsspielraum geben sollte.
Per Kampfabstimmung wollte die SPD-Spitze nun versuchen, eine große gesetzliche Hürde zur Abtreibung aus dem Weg zu räumen. Das Kalkül: Wenn Ärzte und Kliniken demnächst frei für ihre „Dienstleistung“ – Tötung des Kindes im Mutterleib – werben können, dann würde sich im Laufe der Zeit eine Normalisierung, gar eine Banalisierung von Abtreibung im öffentlichen Bewußtsein einstellen. Damit wäre auch der Weg zu einer völligen Freigabe der Abtreibung ohne Fristenregelung und Beratungszwang vorgezeichnet gewesen.
Der Gesetzesantrag der SPD
war ein Affront gegenüber der CDU/ CSU, mit dem die Sozialdemokraten vor
aller Augen ihre Koalitionspartner düpierte. Besonders Unionsfraktionschef
Volker Kauder, Merkels treuester Vasall, machte eine traurige Figur in
diesem Polittheater: Kein Wort des Protests oder gar des Ärgers über den
offenen Koalitionsbruch kam ihm über die Lippen, stattdessen äußerte er
sogar Verständnis über die Kapriolen seines Regierungspartners.
Schließlich würde der Koalitionsvertrag erst in wenigen Tagen offiziell
unterzeichnet.
Doch Kauder wie Merkel rechneten offenbar nicht mit dem geballten
bürgerlichen Protest, den auch die Initiative Familien-Schutz wochenlang
gegen den linksgrünen Anschlag auf den Lebensschutz gefahren hatte. Die
Basis rebellierte, von seiten der zwei mächtigen CSU-Landesgruppen –
Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen – wuchs laut eines Berichts von
Robin Alexander der Druck auf die Parteispitze.
Hektische Gespräche mit SPD-Parteichefin Andrea Nahles folgten. Merkel
mußte den offenen Bruch mit ihrer Partei fürchten, ähnlich wie bei der
Flüchtlingskrise 2015, als Fraktionskollegen ihr vorhielten, die deutsche
Grenze sei sehr wohl gegen den Menschenansturm aus dem Süden zu schützen
gewesen.
Zu aller Erleichterung gab
schließlich Andrea Nahles nach, die ihre Partei überzeugte, den
Gesetzesantrag zurückzuziehen. Der Schaden ihres Koalitionspartners wäre
irreparabel gewesen, zu groß die Gefahr, daß das frisch zustande gekommene
Regierungsbündnis an der Frage der Abtreibungswerbung zerschellt.
Wie groß Angela Merkels Furcht vor einem Scheitern der GroKo tatsächlich
ist, zeigt ihr Agieren während der gemeinsamen Krisentreffen: So zeichnet
Robin Alexander nach, wie Kanzlerin Merkel die Sitzung der Unionsfraktion
verließ und die zeitgleich tagende SPD-Fraktion persönlich aufsuchte.
Dort, so Alexander weiter, wirkte Merkel „beruhigend auf die Abgeordneten
ein“ und versicherte, daß sie eine Lösung anstrebe, bei der alle
Interessen berücksichtigt werden: „Die der Ärzte, die der Frauen und die
der Werte“.
Die ungeborenen Kinder hat sie bei ihrem skandalösen Kotau vor dem
wankelmütigen Koalitionspartner vergessen. Das
Lebensrecht der Ungeborenen zählt eben nichts, wenn man wie Frau Merkel
regieren will.